Kategorie: Erik Andersen

Ein Gespräch mit Erik Andersen...
...und in der Ausstellung sind Objekte, Wandarbeiten und Gemälde von Dir zu sehen. Kannst Du etwas Grundsätzliches zu Deiner Arbeitsweise sagen?
Meine Arbeitsweise ist wie folgt: Ich überlege mir, was ich darstellen möchte und überlege mir im zweiten Schritt, ob sich diese Idee eher für eine Installation, für eine Skulptur oder für die Malerei eignet. Dann kommen natürlich alle formalen Überlegungen: das passende Material zu finden, das Format oder die Art der Präsentation. Die Arbeit Handshake zum Beispiel soll in der Ausstellung berührt werden. - Man soll sie anfassen. Ich denke, dass Keramik deshalb eine gute Wahl war. Bei der Maske, dem Selbstporträt, war es eher eine inhaltliche Überlegung. Bei einigen anderen Arbeiten aus Epoxidharz war es notwendig, während der täglichen Produktion eine Schutzmaske zu tragen. Da es sich bei diesen Arbeiten eben um Objekte handelte, die in einer Werkstatt herumlagen, wie Kabeltrommeln oder Sägeblätter, mit denen ich etwas machen wollte, kam mir die Idee, diese ganze Arbeitssituation mit dem Selbstporträt zu dokumentieren.
Das heißt, deine Ideen für neue Arbeiten entstehen als eine Art logische Konsequenz aus früheren Arbeiten?
Das ist unterschiedlich. Während eines längeren Aufenthalts in den USA vor ein paar Jahren war ich zum Beispiel weit weg von allen Museen, Galerien, meinem eigenen Atelier, anderen Künstlern und all den Dingen, die einen beeinflussen. Das hat mich dazu gebracht, mich mit dem Material selbst zu beschäftigen, das ich täglich benutze. Die erste Leinwandarbeit war ein Wendepunkt in meinem Schaffen. Ich mochte die leere, dunkle Leinwand, die aber gleichzeitig vollständig bearbeitet war. Das Paradox von Fülle und Leere gleichzeitig und der Verweis auf die Malerei an sich. Die Leinwandarbeiten sind jeweils eine Vergrößerung der Struktur eines kleinen Leinwandausschnitts. Sie erheben nicht den Anspruch, fotorealistisch zu sein. Die erste Leinwand ist fast 9 m² groß, basiert aber auf einem ca. 20 cm großen Leinwandausschnitt.
Ähnliches gilt für die Arbeit Cord. Die Pixelstruktur basiert auf der Oberflächentextur einer kleinen Leinwandarbeit, einer gemalten Kabeltrommel, die ich dann in einem viel größeren Format noch einmal gemalt habe.
Der Aspekt der Vergrößerung taucht auch in deinen Skulpturen auf.
Ja... der Händedruck ist ungefähr dreimal so groß wie der lebende Abdruck, den ich am Anfang gemacht habe. Das war notwendig, um in sie hineingreifen zu können. Die Spuren dieses ersten, eher groben Abdrucks habe ich dann beim Modellieren der endgültigen Form übernommen.
Auch in der Arbeit Selbstporträt entsprechen die Negativform meines Gesichts und die Bänder um das leere Volumen genau der doppelten Größe des Originals. Die mehr oder weniger genaue Form ist aber eher eine Notwendigkeit, um auf den Inhalt zu verweisen, als ein Selbstzweck.
Ist das auch bei der Arbeit Handshake der Fall? Da ich das Werk kenne, weiß ich, dass es weniger ein Objekt zum Betrachten als zum Ausprobieren ist...
Ja, die Öffnungen auf beiden Seiten, durch die man sich die Hand geben kann, sind in Wirklichkeit Sackgassen. Man kann die Hand des anderen nicht wirklich berühren. Das Versprechen dieser Geste wird nicht eingelöst. Mich hat die Frage beschäftigt, wie wir miteinander umgehen.
Wenn man den Künstler Gordon Matta Clark kennt, könnte man Zitate aus seinen Arbeiten bei dir wiederfinden.
In der Arbeit Cut ist das jedenfalls der Fall. Gordon Matta Clark hat Häuser komplett durchgeschnitten, ich simuliere nur das Durchschneiden einer Wand. Eine Wand, die man relativ knapp über dem Boden durchschneidet, fällt eigentlich in sich zusammen, sie verliert ihre Sicherheit. Das ist der Moment, der mich interessiert: Das vermeintlich Sichere wird zum Unsicherheitsfaktor.
Ganz ähnlich verhält es sich mit der Leiter, die aus Verlängerungskabeln verknotet ist. Eigentlich verleitet sie dazu, an ihr zu ziehen oder zu klettern. Da die Installation aber nur von zwei Steckdosen an der Decke gehalten wird, zögert man. Diese fragile Verbindung trägt das Eigengewicht der Arbeit bis zu einer Höhe von vielleicht sieben oder acht Metern... Dieser Balanceakt interessiert mich als Metapher.
Ich würde gerne wissen, wie du zu dem Titel Done gekommen bist, den du einer sehr kleinen Arbeit gegeben hast, auf der es schwierig ist, etwas zu erkennen.
Ja, ähnlich wie die Wandarbeit Daylight oder das Bild Atelier bezieht sich Done auf den Alltag im Atelier. Was auf dem Bild jetzt kaum noch zu erkennen ist, war einmal ein realistisch gemalter, mit Farbe verschmierter Lappen. Das Übermalen entspricht vielleicht dem Wegnehmen des Lappens, dem Entfernen der Arbeitsspuren. Und doch bleibt am Ende wieder etwas übrig - zumindest der Pinsel voller Farbe.

- Juliane Lachenmann und Erik Andersen,
Berlin, September 2014